Um 8 Uhr morgens stehen Rosalie und ich vor dem gepackten Auto. Alle Vorbereitungen sind getroffen und der rote VW ist mit den wichtigsten Materialien für unser erstes Surfcamp in diesem Jahr beladen. Das Wetter spielt noch nicht mit – es regnet. Bevor es so richtig los regnet, haben wir es aber ins Auto geschafft und das Abenteuer kann beginnen. Auch für Sylt ist die Wettervorhersage durchwachsen und zum Teil sind Stürme angesagt. Heißt aber zumindest, dass wir ein paar Wellen haben werden, da der Sturm auf dem Meer einen durchaus annehmbaren Windswell produziert. Für die ersten Tage sind Wellen bis zu einem Meter angesagt.

Um 5 Uhr nachmittags treffen wir zeitgleich mit den Schüler*innen der Friedenau Gemeinschaftsschule in der Jugendherberge ein. Die Kinder sind super aufgeregt und von der Anstrengung der langen Zugfahrt ist nichts zu spüren. Als erstes werden die Betten bezogen. Danach geht es direkt zum Meer, welches nur durch einen schmalen Dünenabschnitt von der Jugendherberge getrennt ist. Die Wellen sind genau richtig angekommen und können durchaus ein wenig einschüchternd wirken, vor allem wenn man noch nie das Meer gesehen hat.

Am nächsten Tag geht es endlich los. Gemeinsam Fahren wir zur Surfschule Meerspaß, wo es eine Einweisung gibt. Danach werden die Neoprenanzüge angezogen und es geht nach monatelanger Vorbereitung endlich ins Wasser. Traditionell starten wir die erste Surfstunde, in dem wir alle zusammen, Hand in Hand ins Meer gehen. Jeder bekommt die Möglichkeit sich langsam an das Wasser heranzutasten.

Die erste Surfstunde verläuft super. Einige Kids können schon für ein paar Sekunden auf dem Board stehen, andere genießen die Kraft der Welle auf dem Bauch “surfend”. Eine Sache haben alle gemeinsam, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.

Nach dem Surfen treffen wir uns noch einmal im Kreis und machen eine Atemübung. Nachdem die Kids die Atemübungen Anfang des Jahres noch lustig fanden und manchmal nicht wirklich ernst genommen haben, haben sie sich inzwischen daran gewöhnt und wissen die kurze Pause zu schätzen.

Nach einem regnerischen Start sind die nächsten Tage von viel Sonne geprägt. Neben dem Surfen wird viel Fußball, Basketball oder Volleyball gespielt und ab und zu werden auch die Surfskates herausgeholt, an denen die Kinder in der Vorbereitung viel Spaß hatten. Die Tage sind körperlich fordernd, weshalb wir abends in der Regel müde ins Bett fallen.

Unser Surfspot funktioniert am besten bei Niedrigwasser, weshalb sich die Surfeinheiten täglich ein wenig verschieben. Am dritten Tag findet die Surfeinheit am Nachmittag statt, daher bietet es sich an vormittags Stand Up paddeln zu gehen. Auf der ruhigeren, wellenarmen Seite von Sylt, liegen die SUP`s schon bereit und nachdem sich die Kids und Betreuer*innen in die Neoprenanzüge gequetscht haben, geht es los. 

„Meine Komfortzone ist doch kleiner als ich dachte“

Am Abend des letzten Tages, gibt es in Form von einer Wattwanderung noch einmal ein richtiges Highlight. Gemeinsam werden wir von einem waschechten Sylter durch das Weltkulturerbe geführt. Nachdem wir eine Weile durch den Schlick gewartet sind, ruft einer der Schüler*innen: „Meine Komfortzone ist doch kleiner als ich dachte“ und spielt damit  auf das Komfortzonenmodell an, welches wir am Tag zuvor in der Reflektionsrunde besprochen haben. Das Modell wird in der Erlebnispädagogik verwendet, um Menschen dabei zu helfen bewusst ihre Wohlfühlzone zu erweitern. Die Kinder lernen viel über die Natur und Artenvielfalt des Watts und bekommen durch diese einzigartige Erfahrung einen großartigen Abschluss, bevor es am nächsten Tag mit dem Zug zurück in die Großstadt Berlin geht.
Zum Abschluss der Woche, wollen wir herausfinden, wie das Surfen auf die Teilnehmer*innen gewirkt hat, deshalb fragen wir, was sie mit dem Surfen verbinden: Durchhaltevermögen, Spaß und Freude, Freiheit, Motivation, Power, Aufregung, Höhen und Tiefen, Glücksgefühle, nie aufgebe, Energie, immer weiter machen und Selbstbewusstsein.